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Werbung und die geopolitische Situation in Osteuropa: Nielsen-Analyse zeigt Auswirkungen bei Werbebudgets und Mediennutzung in Deutschland

5 minute read | June 2022

Hamburg, 7. Juni 2022 โ€“ Die rรผcklรคufige Gefรคhrdung durch Corona, vor allem aber die geopolitische Situation in Osteuropa schlugen sich im Mรคrz 2022 in Deutschland am Werbemarkt nieder, wie eine aktuelle Analyse von Nielsen (NYSE: NLSN) belegt [1]. Zudem hat das fรผhrende Marktforschungsunternehmen Mitte Mรคrz seine halbjรคhrliche Umfrage zur Mediennutzung durchgefรผhrt [2]. Demnach ist die Mehrheit der Deutschen besorgt, was sich auch auf die Mediennutzung und die Einstellung zu Werbung auswirkt. In der Folge kennt der Werbemarkt klare Gewinner und Verlierer.

Generell ist die Mediennutzung in Deutschland gegenรผber dem Vorjahr annรคhernd gleich geblieben. Die brisante Nachrichtenlage schlug sich jedoch in einem erhรถhten Konsum von Nachrichten nieder โ€“ vor allem bei den 18- bis 24-Jรคhrigen. Im Medienvergleich fanden aufgrund der geopolitischen Situation in Osteuropa insbesondere das klassische Fernsehen (47 Prozent) und die Online-Nachrichtenpresse (38 Prozent) verstรคrkten Zuspruch, gefolgt von Radio (30 Prozent) und Zeitungen (29 Prozent). Auch Nachrichtensender wie n-tv, Welt, Phรถnix oder tagesschau24 konnten bei den Nutzungsraten im Vergleich zum Vorjahr zulegen.

Grund dafรผr ist wohl die aktuell hohe Beunruhigung in der Bevรถlkerung. So sorgen sich 88 Prozent um den Anstieg der Energiepreise, 84 Prozent um den Preisanstieg im Einzelhandel, 81 Prozent um die Ausgaben an der Zapfsรคule und 80 Prozent um eine mรถgliche Ausweitung der geopolitische Situation in Osteuropa auf weitere Lรคnder. Damit haben vor allem diese mittelbaren Auswirkungen die Sorgen rund um die Corona-Pandemie (63 Prozent) in den Hintergrund gedrรคngt.

Die Angst vor Fake News bleibt mit 73 Prozent (+2 Prozent) auf einem hohen Vorjahresniveau und steigt nur noch leicht, wobei gezielte Falschinformationen fast der Hรคlfte (45 Prozent) der Altergruppe 55+ sogarโ€žgroรŸe Sorgenโ€œ bereitet. Generell werden in diesem Zusammenhang Social-Media-Plattformen besonders kritisch beรคugt, wรคhrend das Vertrauen in die Informationsqualitรคt von Radio, Online-Mediatheken, den Printausgaben von Zeitungen und dem รถffentlich-rechtlichem Fersehen besonders hoch ist.

Erwartungen und Vertrauen in Berichterstattung je nach Alter und Medium unterschiedlich

Bezรผglich der Berichterstattung zur geopolitischen Situation in Osteuropa schรคtzt die Mehrheit der Befragten (61 Prozent) die Medien in Deutschland als transparent und unabhรคngig ein. Bei einem solch sensiblen Thema wie der Berichterstattung zur geopolitischen Situation in Osteuropa gibt es eine hohe Erwartungshaltung in Bezug auf vertrauenswรผrdige Quellen (82 Prozent), fundierte Recherche (79 Prozent) und verstรคndliche Informationsaufbereitung (78 Prozent). Besonders ausgeprรคgt ist die Erwartungshaltung bei der รคlteren Bevรถlkerungsgruppe ab 55 Jahren, am niedrigsten ist sie bei den Unter-35-Jรคhrigen.

Dabei zeigt die Bewertung der Berichterstattung groรŸe Unterschiede hinsichtlich einzelner Mediengruppen: Als verlรคsslichste Informationsquelle wird das รถffentlich-rechtliche Fernsehen eingeschรคtzt (63 Prozent), gefolgt von Radio (56 Prozent) und den Print-Ausgaben der Zeitungen (51 Prozent). Am unteren Ende der Wertigkeit rangieren Social-Media-Plattformen: Knapp ein Fรผnftel der Befragten gibt an, das Gefรผhl zu haben, von Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram oder Xing โ€žweniger gutโ€œ oder sogar โ€žรผberhaupt nicht gutโ€œ informiert zu werden.

Werbung wird derzeit neu bewertet

Der verstรคrkte Konsum vertrauenswรผrdiger Medien aufgrund der geopolitischen Situation in Osteuropa hat bei 16 Prozent aller Nutzer in Deutschland gemรครŸ Analyse zu einer positiveren Bewertung von Werbung gefรผhrt. Insgesamt stieg das Vertrauen in Werbung um 15 Prozent und ist in allen Mediengruppen zu beobachten. Dieser Vertrauenszuwachs kรถnnte sogar noch gesteigert werden, wenn Werbeinhalte weniger damatisiert dargestellt wรผrden, sagen 69 Prozent. Ebenso viele wรผnschen sich mehr faktenbasierte Inhalte. Des Weiteren wรผnschen sich 55 Prozent auch in der Werbung explizite Solidaritรคtsbekundungen โ€“ etwa durch Spenden- oder Hilfsaktionen. Damit kommt diesem Thema eine hรถhrere Bedeutung zu als Nachhaltigkeit, Klimafreundlichkeit oder soziale Gerechtigkeit (45 Prozent). Auf der anderen Seite wรผnschen sich 44 Prozent von der Werbung mehr Zurรผckhaltung bezรผglich der aktuellen Lage.

Werbeausgaben: Seriรถse Medien und Freizeitbranchen gehรถren zu den Gewinnern

Die durch Nielsen ermittelten Zahlen zur Mediennutzungim Mรคrz zeigen nach einem starken Jahresbeginn einen Rรผckgang der Brutto-TV-Werbebudgets um 4 Prozent gegenรผber dem Vorjahr. Bei zwei bedeutenden Branchen gab es einen regelrechten Einbruch: Handel (minus 43 Prozent) und Kraftfahrzeug-Markt (minus 39 Prozent).

Dirk Reinbothe, Deutschland-Geschรคftsfรผhrer bei Nielsen, sieht hierfรผr unterschiedliche Grรผnde, die jedoch beide krisenbedingt sind: โ€žWegen gestรถrter Lieferketten haben Autohersteller lรคngere Wartezeiten. Somit wรผrde das Bewerben von Autos derzeit nur noch mehr Kunden entttรคuschen. Beim Handel sind es unter anderem die Hamsterkรคufe, die zu deutlich weniger Anzeigen fรผhren, da die Kunden ohnehin in die Geschรคfte stรผrmen. Hinzu kommt, dass der Ostertermin 2022 spรคter lag und sich die saisonalen Kampagnen im Unterschied zum Vorjahr bis in den April hineinzogen.โ€œ

Es gibt aber auch massive Gewinner bei den Werbeausgaben. Ganz vorne stehen die Kunst-, Kultur- und Unterhaltungsbranche, die ihre Ausgaben im Mรคrz 2022 gegenรผber dem Vorjahr auf fast das Zwanzigfache gesteigert hat, sowie die Touristikbranche, die nahezu das Fรผnffache ausgab. Dies ist zum einen auf die Lockerungen der Corona-Beschrรคnkungen zurรผckzufรผhren, zum anderen aber wohl auch auf das gestiegene Bedรผrfnis nach Ablenkung und Flucht aus dem Alltag. Auch bei einzelnen Mediengruppen sind deutliche Gewinner und Verlierer auszumachen. So verzeichneten die รถffentlich-rechtlichen Anstalten im Unterschied zum Gesamt-TV-Werbemarkt auch im Mรคrz 2022 noch ein sattes Plus von 9 Prozent.

Grund ist laut Dirk Reinbothe das durch die geopolitische Situation in Osteuropa gestiegene Vertrauen in diese Medien. โ€žFake News und mangelhafte Nachrichten-Recherche sind aus Sicht der Nutzer eher bei privaten Bewegtbildmedien zu finden. Wenn die Budgets knapper werden, suchen Werbetreibende lieber nach einem seriรถsen Umfeld.โ€œ

[1] Online-Werbestatistik von Nielsen [2] Fรผr die wiederkehrende halbjรคhrliche Umfrage zur Mediennutzung befragte Nielsen 1.000 Personen in Deutschland im Alter von 18 bis 69 Jahren, welche reprรคsentativ nach Alter und Geschlecht ausgewรคhlt wurden.

About Nielsen

Nielsen ist ein weltweit fรผhrendes Unternehmen fรผr Insights, Daten und Analysen zum Medien- und Werbemarkt und leistet dadurch einen entscheiden Beitrag fรผr die Entwicklung einer erfolgreichen Zukunft der Medienlandschaft. Nielsen misst plattformรผbergreifend das Mediennutzungsverhalten und Werbemarktentwicklungen, um die Vorlieben unterschiedlicher Zielgruppen zu analysieren. Auf Basis dieser Daten gibt Nielsen seinen Kunden Handlungsempfehlungen fรผr deren Marketing- und Mediastrategien.

Nielsen (NYSE: NLSN) ist ein S&P 500-Unternehmen und in mehr als 55 Lรคndern tรคtig. Erfahren Sie mehr unter www.nielsen.com oder www.nielsen.com/investors und vernetzten Sie sich mit uns รผber unsere Social-Media-Kanรคle.

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